, Schönbächler Paul

Tischtennis: Tipps vom Meister ...

So gewinnen Sie beim Pingpong

Das Spiel mit den schwer zähmbaren Plastikbällen ist beliebt wie nie: Lionel Weber, die Schweizer Nummer 1, gibt Tipps, wie Sie im Quartier siegen

Zu Hunderten stehen sie in Grau und Grün in Schweizer Städten: die öffentlich zugänglichen Pingpongtische, oft robust aus Beton, mit Eisennetz gekrönt, manchmal auch etwas eleganter mit glatter Kunststoffoberfläche überzogen. Pingpong ist als Sport - oder eher: als Spiel? - in der Schweiz seit Jahrzehnten ungebrochen beliebt. Die Pandemie hat die Nachfrage nach Pingpong-Artikeln nun «markant» ansteigen lassen, wie der grösste Schweizer Onlineanbieter Digitec Galaxus auf Anfrage mitteilt. Man trifft sich also draussen am grauen oder grünen Tisch, jetzt erst recht, zum Kopflüfter-Duell zwischen Zoom-Calls, zum Rundlauf mit integriertem Apéro oder zum pandemiekonformen Date mit garantierten 2,74 Meter Abstand. Wie spielt man da möglichst erfolgreich auf? Der bestklassierte Schweizer Tischtennisspieler, Lionel Weber, gibt Tipps.

Lionel Weber gewann in Wädenswil auch die letzten drei Austragungen des Clientis-Cups – letztmals 2019.

 

Halten Sie den Schläger wie die Profis

«Man kann den Schläger halten, wie es sich für einen richtig anfühlt. Wenn man sich auf den öffentlichen Plätzen umschaut, gibt es da 100 verschiedene Varianten. Profis halten den Schläger aber nur auf zwei Arten: Shakehand oder Penholder. In Europa ist Shakehand üblich. Dabei umschliesst man den Griff mit der Faust, der Zeigefinger kommt abgespreizt auf der Rückseite des Schlägers zu liegen. Es lohnt sich, sich eine der beiden Varianten anzutrainieren, sie haben sich bewährt.»

Investieren Sie in gutes Material

«Ich empfehle allen, die ambitionierter spielen wollen, den Schläger im Fachgeschäft zu kaufen. Für 50, 60 Franken erhält man ein sehr gutes Modell. Das macht beim Spielen einen grossen Unterschied, denn die günstigeren Schläger haben oft kaum oder gar keinen Grip. Der ist aber wichtig, um den Schlägen erst richtig Drall geben. Die Bälle, die es im Handel zu kaufen gibt, sind in der Regel alle gut und weniger entscheidend für das Spiel. Ich würde nicht die allergünstigsten nehmen, dann halten sie auch eine Weile.»

Stellen Sie sich richtig hin

«Eine Distanz von 0,5 bis 1 Meter zum Tisch ist optimal. Grundsätzlich sollte man etwas in die Knie gehen und leicht nach vorn gebückt in einer tiefen Position stehen, damit man sich schneller nach links und rechts bewegen kann.»

Geben Sie Ihrem Service Drall

«Es lohnt sich, Anspiele zu üben, die Rotation haben. Das heisst, dass man den Ball mit Unterschnitt oder Seitenschnitt spielt. So lässt sich der Gegner in Bedrängnis bringen. Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit, der Aufschlag muss nicht schnell sein.»

Dosieren Sie das Risiko

«Am effizientesten ist es, gute Passivschläge im Repertoire zu haben. Das heisst: Den Ball kontrolliert zurückbringen, sliceartig und ohne zu viel Risiko gespielt, egal ob mit der Vor- oder Rückhand.»

Studieren Sie Ihre Gegner

«Das Taktische wird oft unterschätzt, Tischtennis hat sehr viel damit zu tun. Man muss sein Gegenüber analysieren: Spielt er oder sie besser auf der Vorhand oder der Rückhand, wo sind die Schwachpunkte? Dann gilt es, mit der Platzierung des Balles entsprechend darauf zu spielen: kurz oder lang, schnell oder langsam, auf die Vorhand oder die Rückhand.»

Finden Sie Ihren Stil

«Es gibt aggressivere und es gibt defensivere Spielerinnen und Spieler. Man kann tatsächlich mit beiden Spielstilen erfolgreich sein, das ist Typsache. Spielen Sie am besten so, wie Sie sich wohlfühlen. Dann sind Sie am stärksten.»

Seien Sie nett beim Rundlauf

«Beim Rundlauf hilft es, sich keine Feinde zu machen. Also besser nicht alle raushauen, dann sind die anderen auch netter zu einem selbst. Im Finale darf man dann zuschlagen.»

 

(Quelle: SonntagsZeitung, 18.4.2021, Seite 54 / Autor: M. Fischer)